Felix Imre

Schneidergehilfe. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1917    † 1943

 

Lebenslauf

Felix Imre wurde am 19.11.1917 in Pottenstein geboren. Er übte den Beruf eines Schneidergehilfen aus. Vor 1938 war er Mitglied der NSDAP und der SA. Als Soldat beteiligte er sich am Westfeldzug und erhielt schließlich die Auszeichnung des eisernen Kreuz 2. Klasse.

Mitglied der Widerstandsgruppe "Soldatenrat"

Ab dem Herbst 1941 war er im KJV aktiv, und schloss sich der Widerstandsgruppe “Soldatenrat” an. Die Hauptaufgabe der Gruppe war es, Angehörige der Wehrmacht zur Desertion aufzufordern. Felix Imre machte es sich zur Aufgabe, auf einem selbst verfertigten Abziehapparat illegale Zeitungen, Streuzettel und kommunistische Flugblätter herzustellen. Zudem beteiligte er sich an Briefaktionen an Frontsoldaten. Der “Soldatenrat” war eine Widerstandsgruppe, der weitgehend junge Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren angehörten. Die Jüngste im Landesgericht I hingerichtete Frau war Anni Gräf (1925 - 1944). Als Leiter der Gruppe verstand sich Alfred Rabofsky, der wie viele weitere Mitglieder des “Soldatenrat” dem Fallbeil zum Opfer fiel.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Felix Imre wurde am 13. April 1942 verhaftet und von der Gestapo schwer gefoltert. Seine Verurteilung zum Tode erfolgte am 24. September 1943. Er wurde am 2. November 1943 im Landesgericht I in Wien hingerichtet.

Aus dem Schreiben der Gestapoleitstelle Wien a.d. Reichsstatthalter in Niederdonau Gauleiter Dr. Jury, v. 5.11.1943

“Der 5. Senat des Volksgerichtshofes hat bei seiner Tagung in Krems/D. am 24.9.1943 den Schneidergehilfen Felix Imre aus Pottenstein zum Tode und dauerndem Ehrverlust verurteilt. Felix Imre hat seit Herbst 1941 an seinem Wohnorte in Pottenstein eine rege Werbetätigkeit für den KJVÖ entfaltet. Ferner hatte er mit einem selbst gebauten Abziehapparat eine größere Anzahl von kommunistischen Flugschriften hergestellt und diese teils auf der Straße verstreut, teils im Postwege versandt. Imre hat vor dem Jahre 1938 illegal für die NSDAP gearbeitet und der SA angehört. Er hat den Westfeldzug mitgemacht und wurde mit dem E.K. II ausgezeichnet. Trotzdem hat er nach seiner im Herbst 1941 erfolgten Entlassung a.d. Heeresverband seine Tätigkeit für die KPÖ wieder aufgenommen. Von der Auswirkung des Urteils in der Öffentlichkeit bitte ich, mich in Kenntnis zu setzen.”

Felix Imre an die Eltern von Edith Gadawits aus der Todeszelle E 43 im Landesgericht I Wien (Auszug), vom 25.10.1943

"Meine Lieben! Nun komm ich dazu, euch zu schreiben. Vor allem die herzlichsten Grüße. Bin gesund, was ich auch von euch hoffe. Mama, du weißt, dass es bei uns immer lustig zugegangen ist. Das ist auch noch hier auf der Zelle der Fall. Unsere ganzen Wanderlieder werden gesungen und wir sind in Gedanken immer fort. Als man uns dann verhaftete, war unser Einziges die Erinnerung an die schöne aber kurze Zeit, die ich mit Edith bei euch verbringen konnte. Mama, verzeiht uns, wenn wir euch irgendetwas schlecht machten, und den Kummer den ihr jetzt mit uns habt. Mama, als man uns verurteilte, wusste ich, dass es für uns keine Gnade geben wird. Mit dem Gedanken müsst ihr euch vertraut machen..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 2, Seite 693. Wiener Stern Verlag 2016

Gedenkstein im Josef-Stockinger-Park in Pottenstein

Im Josef-Stockinger-Park in Pottenstein erinnert seit Oktober 1988 ein Gedenkstein an Felix Imre.

Gedenktafel - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
  • Wikipedia: Felix Imre

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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